Suchtfrei-leben-Selbsthilfegruppe

Selbsthilfegruppe - gemeinsam stark

Einer der stabilisierendsten Faktoren für ein dauerhaft suchtfreies Leben ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Nicht umsonst wird in nahezu jeder Klinik den Patienten dringend geraten, das Hilfsangebot einer Gruppe zu nutzen.

Zu welcher Organisation die Selbsthilfegruppe gehört, ist dabei zweitrangig. Wichtig ist, dass der Umgang in der Gruppe vertrauensvoll ist und dass ich mich verstanden fühle. Schließlich gehe ich dort im Idealfall einmal wöchentlich hin – und das vielleicht über viele Jahre.

Vorteile von Selbsthilfegruppen

der Gruppenbesucher werden rückfällig
nur 0 %
der Rückfälligen wurden wieder abstinent
0 %

Was ist Selbsthilfe überhaupt?

Selbsthilfe ist ein meist ehrenamtlich organisiertes Hilfsangebot von Menschen, die ein gemeinsames Problem, eine Krankheit oder Anliegen teilen. Es gibt sie für die unterschiedlichsten Themen- oder Interessensgebiete. Dies kann in der gesundheitlichen Selbsthilfe z.B. eine Erkrankung oder Einschränkung sein.

Schätzungen zufolge soll es zwischen 70.000 und 100.000 Selbsthilfegruppen in Deutschland geben und über 3,5 Millionen Menschen sind in der Selbsthilfe engagiert, um anderen Unterstützung bei fast jedem gesundheitlichen oder sozialen Thema zu bieten.

Du bist nicht allein!

Das Gespräch und der Austausch untereinander steht im Fokus der Gruppenarbeit. Die Gesprächskreise sind nicht ärztlich oder therapeutisch betreut, sondern werden als Hilfe zur Selbsthilfe von Betroffenen für Betroffene angeboten.

Unterstützt werden die Gruppen von regionalen Selbsthilfekontaktstellen. Diese bieten oft kostenlose Räumlichkeite für die Gruppen oder organisatorische Hilfe, etwa bei Neugründungen. Bei ihnen erfährst du auch, welche Selbsthilfegruppen es in deiner Region gibt.

Wie sieht eine Gruppenstunde aus?

Der Stuhlkreis (mit offener Mitte) hat sich für einen offenen Austausch bewährt. Soll doch weder im Raum, noch im Gespräch etwas zwischen uns stehen.

Die Gruppengröße umfasst im Idealfall ca. 8-12 Teilnehmer, kann aber stark variieren. In einigen Gruppen/Vereinen sitzen Betroffene und Angehörige gemeinsam in der Gruppe (z.B. beim Kreuzbund), in anderen (z.B. bei den AAs) gibt es gesonderte Gruppen für Angehörige (Al-Anon).

Meist gibt es einen Gesprächsleiter (kann wechseln), der oder die die Anwesenden begrüßt und zunächst nach aktuellen dringlichen Problemen fragt. Wichtig ist nämlich, das jemand, der z.B. einen Rückfall auf der Seele hat, zu Beginn die Redezeit bekommt, die er/sie benötigt. 

Danach schließt sich meist eine Blitzlichtrunde an, in der reihum erzählt wird, was die Woche so los war, wo einem Alkohol begegnet ist, ob/wie man sie gemeistert hat oder welche Schwierigkeiten noch anstehen.

 

Einziges Gebot: Vertraulichkeit

Jeder erzählt nur so viel oder wenig von sich, wie er/sie mag. Was jedoch in der Gruppe gesagt wird, BLEIBT auch in der Gruppe. Anders wäre solche Offenheit nicht möglich. 

Jeder berichtet aus seiner EIGENEN Wahrnehmung und seinem Empfinden. Keiner kann sagen, „du musst dieses oder solltest jenes“, denn unerfragte Ratschläge sind eben oft eher Schläge als helfender Rat. Und jeder zieht sich aus dem Erfahrungsschatz der Gruppe das raus, was er für sich gebrauchen kann.

Empfehlungen

Jede Gruppenstunde bringt etwas anderes mit sich. Mal ist die Stimmung besser, mal schlechter. Sieh dir eine Gruppe an mehreren Terminen an bevor du dich gegen sie entscheidest.

Ob es eine freie Selbsthilfegruppe ist oder sie zu einem großen Verband gehört, ist Nebensache. Nicht abschrecken lassen durch konfessionelle Verbandsausrichtung. Gruppen sind i.d.R. offen für alle und in den einzelnen Gruppenstunden merkst du davon wahrscheinlich nichts. 

Die wohl bekannteste Selbsthilfeorganisation überhaupt. Auch aufgrund ihrer weltweiten Verbreitung wirst du fast überall eine AA-Gruppe finden (Meetingsuche). Sie unterscheiden sich von anderen Selbsthilfegruppen u.a. durch ihr 12-Schritteprogramm und eine spezielle Redekultur, die mit starrer Rednerliste organisiert ist und keinen direkten Dialog untereinander wünscht. 

Wem solche Strukturen bei seiner Abstinenz helfen, wird dort fündig. Oft erlebte ich Betroffene, die nach 1-2 Schnupperstunden sehr irritiert waren und meinten, SO wäre halt Selbsthilfe. Nein, das ist bloß eine Facette davon – nicht mehr und nicht weniger! Dann unbedingt Gruppen anderer Organisationen testen!

Es ist für alle Beteiligten einfacher, wenn du vor deinem Besuch eben Kontakt zur Gruppenleitung aufnimmst. Es kann immer mal sein, dass die Gruppe einen Raumwechsel hat, etwas externes unternimmt oder ausfällt. Zudem wird sich der/die Gruppenleiter/in vor deinem Besuch ein paar Minuten Zeit für dich nehmen, um dich etwas kennenzulernen, deine Erwartungen anzuhören und dir ggf. die Aufregung zu nehmen.

Die Gruppe liegt dir nicht oder du möchtest sie aus anderen Gründen nicht mehr besuchen? Kein Problem! Für die Gruppe ist es angenehmer, wenn du das kurz mitteilst. Sonst ist krankheitsbedingt der Gedanke an Rückfall / Absturz und macht unnötig Sorgen.

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