Verantwortung

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Verantwortung übernehmen, was heißt das?

Als Süchtige*r ist es ein Leichtes, Ursachen und „Schuldige“ für meine Suchterkrankung zu finden:

Es geht nicht um Schuld!

Es geht nicht um Schuld. Keiner ist freiwillig süchtig geworden. Sucht – egal von welcher Substanz oder Verhalten – ist eine Erkrankung. Wir haben sogar das GLÜCK, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die durch unser eigenes Einwirken sehr gut zum Stillstand bringen lässt.

In dem Moment, in dem ich mir als Süchtige*r die Frage stelle: ‚hey, wo ist eigentlich MEIN Anteil an meiner (Lebens-)Situation, an meiner Suchterkrankung?‘, beginnt Genesung. Statt Schuldige und Ausreden im Außen zu suchen, richte ich meinen Blick nach Innen.

Verantwortung heißt Annehmen, was ist.

Ja sagen, zu dem, was ist: Ja, ich bin süchtig. Ja, mein Denken und Handeln hat Einfluss auf mein Leben und meine Erkrankung. Ja, ich bin nun bereit, die Verantwortung für mein – bisheriges und zukünftiges – Handeln zu übernehmen.

Was in diesen kurzen Sätzen so banal klingt, kann zunächst mächtige innere Widerstände und Blockaden zum Vorschein bringen. Doch es führt kein Weg dran vorbei: Genesung von einer Suchterkrankung funktioniert nur, wenn DU Verantwortung für dein Leben und Handeln übernimmst. Und wie gesagt, dabei geht es NICHT um Schuld!

Du hast jeden Tag aufs Neue die Macht, dich FÜR das Leben oder DAGEGEN zu entscheiden. Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, heißt, dass ich aufhöre, die Schuld für etwas bei anderen Menschen, in der Vergangenheit oder bei „den Umständen“ zu suchen. Stattdessen erkenne ich meine eigenen Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten an. Verantwortung anzuerkennen, ist der erste Schritt zur Selbstwirksamkeit.

Verantwortung übernehmen heißt, Herauskommen aus der Opferrolle.

Als nasse Alkoholikerin hab ich in Selbstmitleid gebadet. Irgendwie den Tag überleben, es bis zum Wochenende schaffen.. Alles war schwer, ich war todunglücklich und von der Sucht gezeichnet. Warum passiert MIR das? Sollte DAS mein Leben sein? Tja, muss wohl.. Auf die Idee, dass ICH daran was ändern könnte, dass ICH sogar zahlreiche Einflussmöglichkeiten habe bin ich lange, lange nicht gekommen.

MORGEN wird alles besser – irgendwie.

Diese hilflose und verzweifelte Hoffnung kennt wohl jeder Süchtige. Dass ich – statt passiv auf Besserung oder Rettung zu warten – auch AKTIV etwas unternehmen kann, um meine Situation und meine Gesundheit zu verbessern, dämmerte mir erst im Herbst 2015 (kurz vor meiner Entgiftung).

Dass du deine Verantwortung anerkennst, heißt nicht, dass du alles alleine schaffen musst. Im Gegenteil: es ist auch ein Zeichen von Verantwortung und Selbstfürsorge, Hilfe anzunehmen, wenn du sie benötigst.

Wie übernehme ich nun meine Verantwortung?

Robert Betz gibt hierzu in seinem Buch „Willkommen im Reich der Fülle“* folgende kraftvolle Worte an die Hand:

„Heute bin ich bereit meine ganze Verantwortung zu übernehmen, für alle Entscheidungen meines Lebens, insbesondere für alle NEIN-Entscheidungen, die ich mir selbst und dem Leben gegenüber getroffen habe. Ich würdige und segne diese Entscheidungen und alle Erfahrungen, die ich hierdurch gemacht habe – und entscheide mich heute neu: Ich entscheide mich heute für ein kraftvolles JA zu mir als Frau oder als Mann, für ein kraftvolles Ja zu meinem Leben hier auf dieser Mutter Erde. JA, ich will leben, und ich öffne mein Herz für die Liebe zu mir selbst und die Liebe zum Leben. So sei es und so ist es!“

Vergiss nicht: auch wenn die Sucht dein Selbstwertgefühl und deinen Blick aufs Leben ganz schön ramponiert hat, IN DIR steckt jeden Tag aufs Neue die Chance, die Kraft und das Anrecht, JA zu dir und deinem Leben zu sagen und es nach deinen Vorstellungen zu gestalten. Beginne damit gleich heute.

Es lohnt sich.

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