Wortwahl

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Wortwahl ist Gedankenwahl ist Gefühlswahl

Wir sind uns meist nicht bewusst, wie viel Macht unsere Sprache hat. Auch in Gedanken. Worte sind mehr als ein paar Buchstaben. Du kannst durch bewusste Wortwahl nicht nur deine Gedanken sondern auch deine Gefühle beeinflussen und angenehmer gestalten. Und das auf eine ganz simple Art.

1. Einen sch*** muss ich!

Ich begann auf das Wort „muss / müssen“ zu achten und es war für mich erschreckend, wie oft ich „ich muss“ gedacht und gesagt habe. Ich muss einkaufen, putzen, aufstehen, meine Mutter zurückrufen, noch zur Post, usw. usw. Lauter gefühlte Verpflichtungen, die mich durch den Tag schoben.

Müssen macht unfrei. Wer diktiert mir, was ich „muss“?? Hinterfragst du die eigentliche Motivation hinter den Sätzen, kannst du eine aktive und selbstbestimmte Haltung zu deinen Aufgaben und Handlungen etablieren. (Und etliche ToDos entpuppen sich nebenbei als hinfällig bzw. gar nicht mehr so wichtig.) Hol dir deine Entscheidungsfreiheit zurück!

 

Der Wecker klingelt und der Tag beginnt direkt mit einem „Muss“? Na super.. Dabei hast du die Wahl, ob du liegen bleibst, oder aufstehst. Weder dein Chef noch deine Kinder werden dich aus dem Bett zerren..

Ich möchte aufstehen,

  • weil ich meine Kinder sicher zur KiTa bringen möchte. 
  • weil ich pünktlich auf der Arbeit sein will, um das Geld für meine Miete etc. zu verdienen.
  • weil ich in Ruhe mit meiner Familie frühstücken möchte.

In unserer Überflussgesellschaft kämen viele wohl auch längere Zeit ohne den Besuch eines Supermarktes hin. Es handelt sich seltenst um ein wirkliches MUSS wenn wir unsere Einkaufsliste abarbeiten, sondern mögen auf einige Annehmlichkeiten nicht verzichten.

Ich möchte noch einkaufen,

  • weil ich morgen gerne Kaffee zum Frühstück hätte.
  • weil ich den Kindern ihr Lieblingsessen kochen möchte.
  • es ohne Toilettenpapier echt unschön wird. (ok, das kann man als „muss“ gelten lassen.. 😉 )
  •  weil die Katze morgen auch was zu fressen haben soll.

Die Sauberkeit der Wohnung hat nicht immer etwas mit deinen eigenen Vorstellungen von Ordentlichkeit zu tun. Hier lohnt sich eine Hinterfragung, WER eigentlich meint, dass ich aufräumen / putzen muss. Oft sind das nämlich übernommene Glaubenssätze von den Eltern, die hier unbewusst in dir weiterleben und dich stressen.

Fand deine Mutter schon, dass „man“ ja ein Mal die Woche wischen „muss“, dass keine Unordnung herschen „darf“ und die Küche stets akkurat sein „muss“? Dann erforsche mal, wie deine eigenen Vorlieben sind: brauchst du tatsächlich so viel Ordentlichkeit oder stören dich ein paar herumliegende Sachen gar nicht? Was stresst dich mehr – Dreck oder „putzen müssen“?

Funktioniert auch mit der Rasenlänge oder dem Unkraut im Vorgarten. „Was sollen denn die Nachbarn denken“ ist klares Indiz, dass es sich nicht um dein eigenes „muss“ handelt.

2. Man macht das halt so

Das allgemeine „man“ begegnet uns ständig in der Sprache. Verwenden wir „man“ statt „ich“ geben wir Verantwortung an eine anonyme Übermacht ab. Wer ist „man“? „Man“ hat keine Adresse und ist nicht greifbar. Bist du mit etwas nicht einverstanden, das „man“ so macht, kannst du an niemanden deinen Protest richten.

Eine Distanzierung, die Ausgrenzung und Machtlosigkeit schafft!

Schau dir bewusst an, wo dir diese Formulierung begegnet oder du sie selbst benutzt und welche Funktion sie für dich hat. Wenn möglich, ersetze „man“ durch „ich“.

3. Nicht verneinen

Unser Gehirn kennt keine Verneinung. „Denke nicht an den Eiffelturm“ führt genau zum Gegenteil. Daher wandle Verneinungen und Verbote lieber in positive Sätze:

  • Statt „ich darf nichts mehr trinken“ – lieber: „ich möchte suchtfrei leben“.
  • Statt „ich will nicht zu spät kommen“ – lieber: „ich möchte pünktlich vor Ort sein“.
  • Statt: „du sollst nicht einfach über die Straße laufen“ – lieber: „ich möchte, dass du vor´m Überqueren nach Rechts und Links schaust“.
  • Statt: „hab keine Angst“ – lieber: „du bist gut vorbereitet und schaffst das“
  • Statt: „Sei nicht so laut“ – lieber: „bitte sei etwas leiser“

4. Urteile verhindern Entwicklung

„Das ist aber schlimm!“ Lässt keine andere Bewertung der Situation zu, sorgt für negative Gefühle und nimmt Handlungsspielraum für alternative Lösungsmöglichkeiten. Wenn du eine Suchterkrankung als „Katastrophe“ oder „Schande“ bewertest, leidet dein Selbstwert und du machst dir damit die Genesung und die Aufrechterhaltung deiner Abstinenz unnötig schwer.

  • Statt „Ich kann das nicht“ – lieber: „ich versuche mein bestes und lerne dazu“.
  • Statt „ich bin halt ein Tollpatsch“ – lieber: „manchmal stelle ich mich etwas ungelenk an“.
  • Statt „das ist schwierig“ – lieber: „das scheint eine knifflige Situation zu sein“
  • Statt „das geht nicht“ – lieber: „(noch) weiß ich nicht wie das funktioniert, aber ich möchte es herausfinden“
  • Statt „ich bin am Ende meiner Kräfte“ – lieber: „puh, ich brauche wirklich eine Erholungspause“
  • Statt „ich bin total gestresst“ – lieber: „ich habe zur Zeit ganz schön viele Termine/Aufgaben“ oder „ich fühle mich grad überfordert“
Lesetipp:

Wie ich Bewertungen und Glaubenssätze ganz einfach und mit nur 4 Fragen überprüfst und auflöst, lernte ich u.a. durch die Bücher von Byron Katie:

5. Metaphern - die Bilder im Kopf

Ich bin kein Freund davon, gedankliche Schreckensbilder zu erzeugen, um mich trocken zu halten! Häufig lese / höre ich von anderen trockenen Alkoholiker*innen was über den „Todfeind Alkohol“, den es zu „bekämpfen“ gelte.

Abstinenz ist KEIN Dauerkampf!

Druck erzeugt immer Gegendruck! Dass jede Sucht tödlich enden kann, ist Fakt und darf nicht vergessen werden. Doch deshalb muss jedoch keiner mit Stahlhelm durch Weinregale robben!

Martialisch Todfeinde zu erschaffen, erzeugt nur eine Angst, die mich unfrei macht. Das hat schon die Sucht getan und daher bin ich recht allergisch dagegen.

Alkohol ist eine Substanz wie andere auch. Eine Substanz mit negativen wie auch einigen positiven Eigenschaften. Eine Substanz, mit der ICH nicht umgehen kann und die Gift für MEINE Gesundheit ist. Ob sie in Regalen herumsteht oder bei einer Feier ausgeschenkt wird kratzt mich nicht. Alkohol ist keine Option mehr für mich. Auch ohne Angst und Schreckensmetaphern.

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