Ich – bei mir bleiben

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Ich - bei MIR bleiben

Eine der wichtigsten und wertvollsten Lektionen auf dem Weg in mein suchtfreies Leben war, bei mir zu bleiben. Das war für mich völlig neu. Ich war stark auf das Außen fokussiert, denn damals fand ich nur dort Bestätigung, Halt und (vermeintliche) Nähe.

Mir selbst nah zu sein, mir selbst Sicherheit und Halt zu geben, war für mich gänzlich ungewohnt. Ein Lernprozess, der sich lohnt. Dazu musste ich zunächst einmal einen Blick dafür entwickeln, auf welche Aspekte meines Lebens ich Einfluss nehmen konnte und auf welche nicht.

Kennst du die drei Arten von Angelegenheiten?

Nach Byron Katie – der Begründerin von The Work – gibt es drei Arten von Angelegenheiten:

1. meine eigenen Angelegenheiten
  • meine Handlungen,
  • meine Gedanken,
  • meine Glaubenssätze,
  • meine Gefühle
2. die Angelegenheiten der Anderen
  • deren Handlungen,
  • deren Gedanken,
  • deren Glaubenssätze,
  • deren Gefühle
3. die Angelegenheiten des Universums

(oder Gottes, oder einer höheren Macht, oder was für dich da am stimmigsten ist).

Gemeint sind Angelegenheiten, die niemand direkt beeinflussen kann, z.B. das Wetter, ob jemand krank wird oder stirbt, ob eine Ampel rot wird, ein Unfall passiert etc.

Diese klare Unterscheidung und Abgrenzung hilft dabei, sich aus Verstrickungen zu befreien und Stress zu vermeiden. Denn immer dann, wenn ich nicht in MEINEN Angelegenheiten unterwegs bin, habe ich Stress. Kein Wunder, denn ich möchte etwas anders haben, als es gerade ist, habe jedoch keinerlei Einfluss darauf.

Beispiele: Mein Nachbar soll gefälligst grüßen, wenn wir uns sehen.  Es soll schönes Wetter sein, wenn unsere Grillparty stattfindet. Meine Kollegin sollte auch mal danke sagen. Mein Mann soll aufhören zu saufen.

Problem: Ob jemand grüßt oder anruft, mich anlächelt oder anblafft, ob die Sonne scheint oder es stürmt, liegt alles nicht in MEINEM Einflussbereich. Es sind NICHT meine Angelegenheiten. Selbst wenn ich bitte, bettle, drohe oder bete, ich hab´s einfach nicht in meiner Hand. Das ist zwar eine Tatsache, aber kein Grund nun zu verzagen. Ganz im Gegenteil:

Meine Angelegenheiten = mein Einflussbereich

Sich auf die eigenen Angelegenheiten zu besinnen hilft und schafft neue Freiräume und Selbstwirksamkeit. Denn in jeder Situation gibt es Aspekte, die trotzdem in meinem Einflussbereich liegen: meine Gefühle und Gedanken. Wir können lernen zu trennen, wo wir etwas (gedanklich) ändern können und wo nicht. So gelangen wir an einen Punkt zurück, an dem wir eigene Handlungsfreiheit zurückgewinnen.

Habe ich meine Angelegenheiten identifiziert, tun sich Handlungsspielräume auf, die ich aktiv angehen und gestalten kann. Frei nach dem Motto:

Die Anonymen Alkoholiker drücken ähnliches in ihrem Gelassenheitsgebet aus:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Vorteile, wenn ich bei mir bleibe:

Üben, üben, üben

Jeden Tag gehen uns zig tausende Gedanken durch den Kopf. Darunter auch viele, die uns unnötig stressen, weil es sich um Dinge handelt, die nicht zu den eigenen Angelegenheiten zählen. Nimmst du wahr, wann du außerhalb deiner eigenen Angelegenheiten unterwegs bist? Falls nicht, keine Sorge: Wahrnehmung lässt sich trainieren wie ein Muskel. 

Frage dich (besonders bei stressvollen, emotionalen Gedanken) immer wieder „Ist das MEINE Angelegenheit?“. Hierfür ein Bewusstsein zu schulen ist der erste Schritt zur Veränderung. Finde dann den Aspekt, den du beeinflussen kannst und nutze bzw. verändere ihn.